20. November 2024

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Im Dialog

Fachübergreifender Austausch zur ePA und zur Digitalisierung

Dr Wolfgang Miller und Nadia Mussa (TK BW) im Anwenderzentrum der LÄK© Landesärztekammer Baden-WürttembergDr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg (l.) und Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung BW, im Anwenderzentrum in Stuttgart

Stuttgart, 21. November. Die Digitalisierung läuft auch im Gesundheitssektor unaufhaltsam voran. Großprojekte wie die elektronische Patientenakte (ePA) werden im Zuge des bundesweiten „Rollouts“ im nächsten Jahr die Patientenversorgung maßgeblich beeinflussen. Doch wie sieht das konkret aus, welche Potenziale und Risiken birgt das Projekt? Und was ist in puncto digitale Versorgung sonst noch wichtig?

Um all dies zu besprechen, hatten die Landesärztekammer Baden-Württemberg und die Techniker Krankenkasse (TK) in Baden-Württemberg zu einem „Erlebnisbesuch“ in das Anwenderzentrum der Landesärztekammer eingeladen. Das Ziel: Austausch auf Augenhöhe ermöglichen, ehrlich diskutieren, was gut läuft und was nicht, und digitale Prozesse und Anwendungen wie die ePA einmal selbst vor Ort kennenlernen. Kammer und TK konnten im Anwenderzentrum Vertreterinnen und Vertreter von im Landtag vertretenen politischen Fraktionen, des Gesundheitsministeriums, aber auch von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), von der Hausärzte- und Psyotherapeutenschaft, von Kliniken, aus der Pflege und aus der Wissenschaft begrüßen.

Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, stellte zunächst vor den Gästen das fundamentale Prinzip heraus, nach dem Digitalisierung vonstattengehen muss: „Sie muss einfach und wirkungsvoll sein – man muss sich darauf verlassen können, dass sie eine Unterstützung ist“, so Dr. Miller. Die Ärzteschaft setze große Hoffnung in sie – bisweilen sei beim Einsatz in der Praxis aber auch viel Frust dabei. Auch hinsichtlich der ePA wünschten sich die Ärztinnen und Ärzte im Land sehr, dass der Rollout funktioniere und es keine größeren Übergangsschwierigkeiten gebe.

Berührungsängste vor der Digitalisierung abbauen

Hinsichtlich des Anwenderzentrums bestätigte Dr. Miller den Anwesenden, dass das Zentrum sehr dabei helfe, Berührungsängste vor der Digitalisierung abzubauen. Dadurch, dass Anwendungen und Prozesse hier „spielerisch und im geschützten Raum“ ausprobiert werden könnten (Ausstellung eines e-Rezepts, Kommunikation zwischen Arztpraxis und Apotheke, digitale Gesundheitsanwendungen etc.) werde die bisher oft abstrakt wahrgenommene Digitalisierung für Besuchergruppen konkret und erlebbar. – Arne Pullwitt, Leiter der Stabsstelle eHealth bei der Landesärztekammer, stellte anschließend weitere Funktionen und Einsatzgebiete des Anwenderzentrums vor.

Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg, betonte ebenfalls, dass die ePA den Gesundheitssektor nachhaltig verändern werde, allerdings viele Menschen mit noch immer offenen Fragen zurücklasse. Diesbezüglich geführte Diskussionen seien durchaus kontrovers. Umso wichtiger sei daher ein fachübergreifender Expertenaustausch wie dieser, um Wissen zu teilen, offene Fragen zu klären und verschiedene Perspektiven vermittelt zu bekommen.

Prozesse und Abläufe mitverfolgt

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten anschließend die Möglichkeit, Funktionen und Prozessabläufe der ePA unter Realbedingungen zu erleben. Danach gab es Informationen zum Zeitplan des Rollouts, zu weiteren, perspektivisch neu einzuführenden Funktionen und zum Datenmanagement der ePA. Auch das Thema „Erwartungsmanagement“ war ein wichtiger Punkt: Was kann, soll und darf man von der ePA erwarten – und was (noch) nicht?

Am Ende des Treffens waren sich alle einig: eine funktionierende, einfach zu handhabende ePA und ein sinnvoll digitalisierter Gesundheitssektor werden dringend gebraucht und können die Versorgung an vielen Stellen unterstützen. Bedenken und Schwierigkeiten sind allerdings ernst zu nehmen und müssen schnell angegangen werden.