17. September 2025
Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland: gemeinsam mit uns in der Versorgung

Zum Start der Interkulturellen Woche (21. bis 28. September) blickt die Landesärztekammer Baden-Württemberg auf die Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland. „Unsere Gesellschaft hat internationale Wurzeln, genauso wie die Ärztinnen und Ärzte“, sagt Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg. „Wer den oft mühsamen Weg mit Berufsanerkennung, Fachsprachenqualifikation und Erwerb einer deutschen Facharztanerkennung gegangen ist, hat bewiesen: Integration ist möglich und lohnt sich für alle Beteiligten.“
Von insgesamt 56.356 hierzulande berufstätigen Ärztinnen und Ärzten haben 8.078 eine ausländische Staatsangehörigkeit – ein Anteil von rund 14,3 Prozent (Stand: Ende 2024). Der Wert ist über die vergangenen Jahre kontinuierlich gestiegen. 2014 lag er bei rund 7,7 Prozent; im Zehn-Jahresverlauf hat er sich somit nahezu verdoppelt. Die meisten dieser Ärztinnen und Ärzte kamen aus Rumänien (780), gefolgt von der Türkei (385), Österreich (379) und Griechenland (336). Viele weitere im Südwesten berufstätige Mediziner stammen unter anderem aus Ungarn (334), Syrien (320), Italien (294) und Russland (280).
Medizin ist international
„Medizin ist international. Wer in Deutschland als Ärztin oder Arzt arbeitet, hat sich dafür hoch qualifiziert, egal, wo er diese Expertise erworben hat. Ohne Frage kann ein anderer kultureller Hintergrund die ärztliche Tätigkeit bereichern. Entscheidend ist aber stets eine hohe Qualität und eine profunde Kenntnis der deutschen Versorgungslandschaft“, so Dr. Miller weiter.
Die Ärztekammer leistet ihren Beitrag, damit Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland bei uns im Beruf ankommen. So führen die vier Bezirksärztekammern die sogenannten Fachsprachenprüfungen durch: Diese müssen vor Aufnahme der ärztlichen Tätigkeit absolviert werden, um nachzuweisen, dass im berufsspezifischen Kontext mündlich und schriftlich kompetent in deutscher Sprache kommuniziert werden kann. 1.315 dieser Prüfungen wurden im vergangenen Jahr in den Bezirken durchgeführt.
An den medizinischen Fakultäten der baden-württembergischen Universitäten und einigen Akademischen Lehrkrankenhäusern werden die Kenntnisprüfungen durchgeführt. Hier stellen die Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland unter Beweis, dass ihre Kenntnisse und Fertigkeiten unserem Standard entsprechen. Die Verantwortung für die Durchführung dieser Prüfungen liegt seit Februar 2025 ebenfalls bei der Ärztekammer. Die Bezirksärztekammer Südbaden organisiert das Prüfungsgeschehen, alle Bezirkskammern unterstützen und begleiten die Kolleginnen und Kollegen insbesondere in Fragen der Facharztweiterbildung.
Exkurs: Beschleunigung der Berufsanerkennung
Die Bundesregierung will die Berufsanerkennung ausländischer Ärztinnen und Ärzte beschleunigen und hat dazu kürzlich einen Referentenentwurf vorlegt. Demnach soll bei Antragstellenden aus Drittstaaten künftig die aufwändige und langwierige Begutachtung von Ausbildungsunterlagen beziehungsweise -dokumenten deutlich reduziert werden und regelhaft durch eine aufgewertete, auch längere und letztlich schwierigere Kenntnisprüfung ersetzt werden.
Die Landesärztekammer Baden-Württemberg begrüßt alle Maßnahmen, die zu einer Verkürzung der bisher langen Verfahrensdauer führen. Neuerungen dürfen dabei nach den Worten von Kammerpräsident Dr. Miller allerdings nicht zulasten des Patientenschutzes gehen. Als eine der großen Landesärztekammern bringt sich die Landesärztekammer Baden-Württemberg auch auf Bundesebene in diesen Reformprozess ein.
Hintergrund: Interkulturelle Woche
Die bundesweite Interkulturelle Woche wird seit 1975 immer Ende September begangen; in diesem Jahr vom 21. bis zum 28. September. Sie wird unter anderem getragen von Kirchen, Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Vereinen und Bildungsträgern und fußt auf einer Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Ziele sind unter anderem, kulturelle Vielfalt sichtbar zu machen, Rassismus abzubauen und gegenseitigen Respekt zu fördern. Mehr Informationen unter: www.interkulturellewoche.de.