30. September 2024

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Fachkräftemangel

Online-Veranstaltung: MFA-Gewinnung aus dem Ausland

Diskussionen bei der Online-Veranstaltung "Fachkräftegewinnung aus dem Ausland"© Landesärztekammer Baden-WürttembergIrene Steinhilb (links, Regionaldirektion BW der Bundesagentur für Arbeit) und BW-Kammerpräsident Dr. Wolfgang Miller im Gespräch

Stuttgart, 1. Oktober 2024. Heiß begehrt und schwierig zu finden: Medizinische Fachangestellte (MFA) halten den Praxisbetrieb und die Patientenversorgung am Laufen. Allerdings wird der Fachkräftemangel zunehmend zu Belastung. Können Fachkräfte aus dem Ausland helfen? Die Bundesagentur für Arbeit und ihre regionalen Servicecenter bieten Programme, mit denen vornehmlich geflüchtete Menschen, aber auch generell Personen mit Migrationshintergrund und auch explizit EU-Staatsbürger in den Beruf kommen und beispielsweise für ihren Einsatz als MFA qualifiziert werden könnten. Dabei will die Behörde Ärztinnen und Ärzte als Arbeitgeber und Ausbilder unterstützen, sodass Sprachbarrieren oder fehlende Qualifizierungsnachweise nicht zum Bremsklotz für die Einstellung werden. Die Landesärztekammer Baden-Württemberg will solche Programme bekannter machen. Daher organisierte sie mit der Bundesagentur für Arbeit jüngst eine Online-Veranstaltung, in deren Rahmen die Agentur einige Förderprogramme und -konzepte vorstellte. Interessierte Kammermitglieder konnten sich per Livestream zuschalten.

Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, betonte zu Beginn, dass das Interesse der Ärztinnen und Ärzte an pragmatischen Lösungen groß sei. Die Programme der Agentur für Arbeit ermöglichten Begegnungen mit hochmotivierten und lernbereiten potenziell neuen Mitarbeitenden. Im besten Fall komme es zum Arbeitsverhältnis und man könne zusammen etwas für eine entspanntere Arbeitssituation im Gesundheitssektor tun, so Dr. Miller. 

Irene Steinhilb von der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur stellte anschließend zentrale Förderprogramme und -möglichkeiten vor. Dabei betonte sie, dass gerade auch der Quereinstieg in vielen Fällen eine effektive Lösung sei, um an qualifiziertes Fachpersonal aus dem Ausland zu kommen. – Es gebe mehrere Wege, von denen Ärztinnen und Ärzte als Arbeitgeber und MFA-Ausbilder profitieren könnten.

Mehrere Wege führen ans Ziel

So kann die Arbeitsagentur beispielsweise die „klassische Ausbildung“ zur/zum MFA in der Arztpraxis fördern, indem sie unter anderem Sprachkurse (auch zielgerichtet Berufssprachkurse) der Auszubildenden finanziell unterstützt und weitere ausbildungsbegleitende Hilfen für die Berufsschule stellt.

Ein weiterer Weg in den MFA-Job ist das Praktikum: Ausländische Fachkräfte können hier im Rahmen eines Praktikums in der Praxis (oder Klinik) in den MFA-Beruf „reinschnuppern“ und Arbeitsabläufe kennenlernen. Bezuschusst werden von der Agentur für Arbeit beispielsweise Fahrt- oder Kinderbetreuungskosten; ferner beteiligt sie sich gegebenenfalls an Lohnkosten, wenn es zur Einstellung kommt.

Gefördert werden aber auch ausländische Fachkräfte, die bereits in Beschäftigung (im Gesundheitssektor) sind. – Dies gibt Ärztinnen und Ärzten die Sicherheit, dass ihre Mitarbeitenden aus dem Ausland auch im Berufsalltag unterstützt werden. Ob eine abschlussorientierte Weiterbildung (wenn der Berufsabschluss fehlt) gefördert wird oder eher Anpassungsqualifizierungen (wenn „angepasst“ werden muss), hängt von den individuellen Gegebenheiten ab.

Schließlich sind auch betriebliche Einzelumschulungen für ausländische Fachkräfte mit Berufserfahrung aus anderen Sektoren ein Weg, um in der Folge als MFA tätig zu werden. Auch hier kann die Agentur für Arbeit unter anderem Lehrgangskosten übernehmen und weitere umschulungsbegleitende Hilfen anbieten.   

Konkrete Lage vor Ort beachten

Irene Steinhilb und Dr. Miller betonten gleichermaßen: Ziel der Online-Veranstaltung sei es, Ärztinnen und Ärzte allgemein über die Fördermöglichkeiten der Agentur der Arbeit beim Einsatz von MFA aus dem Ausland zu informieren und Interesse zu wecken. Ob und in welchem Umfang dann tatsächlich gefördert werden kann, hänge stets von den konkreten Rahmenbedingungen und Gegebenheiten vor Ort ab. Der Kammerpräsident und die Beschäftigungs-Expertin empfahlen Ärztinnen und Ärzten daher, bei Interesse frühzeitig den Kontakt zu regionalen Jobcentern/zu Ansprechpartnern des Arbeitgeberservices zu suchen und diese vom ersten Schritt an mit einzubinden. Zusammen könnte man ausloten, ob ein Förderprogramm – für den eigenen Betrieb und die spezifische Situation – infrage kommt.  

Die per Chat eingegangen Zuschauer-Nachfragen am Ende der Veranstaltung zeigten, dass ein Interesse der Ärzteschaft an solch Förderprogrammen durchaus vorhanden ist. Das Online-Meeting war daher ein wichtiger Baustein im Bestreben der Kammer, dem MFA-Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen.