31. Januar 2025

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Landeskongress Gesundheit

Wie viel Innovation ist bei knappen Ressourcen noch machbar?

Landeskongress Gesundheit 2025© Landesmesse Stuttgart

Gute Versorgung bei knappen Ressourcen: Wie soll und kann das gehen? Auf der einen Seite sorgt der medizinisch-technische Fortschritt dafür, dass Innovation voranschreiten, Therapien verbessert und Heilungschancen vergrößert werden.  Auf der anderen Seite läuft es im „Alltag“ schleppend: Unkoordinierte Patientenströme, bürokratische Hürden, finanzielle Engpässe und der Fachkräftemangel bringen die Versorgung ans Limit.  Dieses Spannungsfeld zwischen Innovation und Machbarkeit war Thema des diesjährigen Landeskongresses Gesundheit.

Entscheider aus Gesundheits-Politik, -Verwaltung und -Versorgung trafen sich Ende Januar auf dem Stuttgarter Messegelände, um nach dem Input von hochkarätigen Referenten zu diskutieren. Denn der Landeskongress ist zentrale Austauschplattform und „Impulsmotor“; der Kongress fand bereits in zehnter Auflage statt. Ein großer Erfolg für die Landesärztekammer Baden-Württemberg und die Bezirksärztekammer Nordwürttemberg, die die Veranstaltung als Partner gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung und der Landeskrankenhausgesellschaft auf die Beine stellen. Unterstützer sind zahlreiche weitere Institutionen aus dem Gesundheitswesen.

Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, hatte es im Vorfeld des Kongresses auf den Punkt gebracht: Das Gesundheitswesen sei grundsätzlich gut aufgestellt. Es bietet eine solidarisch finanzierte Spitzenmedizin – beispielsweise für schwerwiegende Erkrankungen und Notfälle, denen die Menschen sonst hilflos ausgeliefert wären. Handlungsbedarf bestehe in einer besseren Versorgungssteuerung in der täglichen Routine von Klinik und Praxis. „Es gilt, die Bürger aktiv dabei zu unterstützen, in die richtige Versorgungsebene zu kommen“, hatte Dr. Miller hervorgehoben.

Beim Kongress selbst übernahm Prof. Dr. Nisar Peter Malek – Ärztlicher Direktor der Inneren Medizin I und Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Personalisierte Medizin am Universitätsklinikum Tübingen – als Keynote-Speaker die Aufgabe, am Beispiel der personalisierten Medizin zu zeigen, wie leistungsfähig derartige Innovationen sind. Diese Art der Medizin, so Prof. Malek, verstehe Krankheiten wie Krebs in ihrer Individualität – so wie auch der Patient individuell betrachtet werde. So sei es möglich, „maßgeschneiderte“ medikamentöse und therapeutische Antworten auch auf schwere Erkrankungen zu geben. – Ist ihr Einsatz denn auch in Zeiten knapper werdender Ressourcen zu rechtfertigen? Laut Prof. Malek hätten Innovationen wie die personalisierte Medizin die Aufgabe, ihre Wirksamkeit und Effizienz einwandfrei zu beweisen. Dies sichere ihnen einen Platz in der Versorgung.

Prof. Dr. Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Ehrenpräsident der Bundesärztekammer und ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Weltärztebundes, skizzierte in seiner Keynote zunächst Herausforderung im Gesundheitssektor: darunter die zunehmende Kommerzialisierung, die Schwierigkeiten bei der digitalen Transformation und der drückende Fachkräftemangel. Welche Innovationen könnten nun helfen, um die Lage zu verbessern? Laut Prof. Montgomery komme es in Zeiten knapper Ressourcen darauf an, genau zu prüfen und dahingehend zu bewerten, welche Neuerungen gesellschaftlich sinnvoll und ertragreich seien – und welche nicht. Die Politik könne dafür Rahmenbedingungen definieren. Aber gerade auch die Ärzteschaft sei hier mit ihrem Knowhow gefragt und müsse sich einbringen.

Auch der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha lieferte wichtige Impulse. Gerade im Bereich der Gesundheitsversorgung komme es seiner Meinung nach auf eine gute, pragmatische und intersektorale Zusammenarbeit an. Die Akteure im Gesundheitswesen müssten schauen, was genau vor Ort gebraucht werde, und dann handeln, betonte der Minister. Im Südwesten werde dies bereits gelebt; Minister Lucha verwies beispielhaft auf die Primäversorgungszentren im Land.

Nach der Diskussion hatten die Kongressbesucher am Nachmittag die Möglichkeit, im Rahmen mehrerer Barcamp-Foren zu einzelnen Aspekten der Versorgung direkt ins Gespräch zu kommen.  Zudem konnten sie im Showroom zur digitalen Versorgung selbst ausprobieren, wie die Zukunft mit Apps, KI und Co. aussehen könnte. Viele Kongressbesucher nahmen auch die Möglichkeit wahr, Fortbildungsveranstaltungen des parallel stattfindenden 59. Ärztekongresses zu besuchen oder sich das breite Angebot der Fachmessen medizin und TheraPro aus der Nähe anzuschauen.

Die Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung sind groß. Umso wichtiger sind Veranstaltungen wie der Landeskongress Gesundheit, die Ideen liefern, wie es weitergehen kann.